Für viele ist es die schönste Zeit des Jahres, wenn es endlich in den wohlverdienten Urlaub geht. Für Zöliakie-Betroffene kann so ein Ausflug aber ganz schön stressig und unentspannt werden, wenn man nicht weiß, was man im Reiseland erwarten wird. Daher ist es wichtig sich im Voraus mit den vorzufindenden Begebenheiten auseinanderzusetzen, damit der Urlaub ein voller, sorgenfreier, entspannter Erfolg wird.
ALLEGEMEINE HINWEISE UND TIPPS
Je nachdem was für eine Art von Reise ansteht, musst du dich anders vorbereiten. Geht es zusammen mit einem Reiseunternehmen in einen All-Inclusive-Urlaub, dann sollte unbedingt vorher ein Hotel rausgesucht werden, welches auf die Krankheit eingestellt ist. Meine Ernährungsberaterin erzählte beispielsweise von einer glutenfreien Ecke am Buffet oder Speisen, welche vorher gewählt und speziell glutenfrei für den Gast zubereitet wurden. Zudem hast du meistens einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort, der auch die Sprache des jeweiligen Landes beherrscht und Auskünfte geben kann.
Buchst du eine Individualreise, musst du dich im Voraus um ein bisschen mehr kümmern. Das Hotel oder die Unterkunft sollten zuvor kontaktiert und in Kenntnis über die Krankheit gesetzt werden. So kann eventuell ein glutenfreies Frühstück oder ein geeigneteres Hotel organisiert werden. Bei der glutenfreien Hotelsuche kann beispielsweise auch der Hotel-Such-Service von Schär helfen.
Es kann auch helfen, sich mit einem Tourismusverein vor Ort in Verbindung zu setzen, welche ebenfalls Auskunft über glutenfreie Restaurantmöglichkeiten geben können.
Auf jeden Fall solltest du eine kleine Verpflegung für die ersten Tage mitnehmen, damit du nach der Ankunft stressfrei etwas zu essen hast.
Ebenso ist es sinnvoll, sich so gut es geht über das Land und dessen Umgang mit Zöliakie zu informieren. Dabei können Reiseblogs von anderen Betroffenen helfen. In der größten Zöliakie-Facebook-Gruppe kannst du ebenfalls oft Reise-Erfahrungen lesen und dir ein paar Tipps für die eigene Reise mitnehmen.
Um auch im Ausland sicher einkaufen zu können, solltest du wissen, was die „verbotenen Zutaten“ in der jeweiligen Landessprache heißen. Dafür habe ich diese Auflistung gefunden, bei der die Zutaten von Deutsch nach Englisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Spanisch, Türkisch, Dänisch, Schwedisch, Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch und Ungarisch übersetzt wurden. Zumindest in der EU gibt es die gesetzliche Verpflichtung zur Angabe aller Zutaten und Allergenen.
Genauso wie es in Deutschland die „Deutsche Zöliakie Gesellschaft“ gibt, gibt es den Verein auch in anderen Ländern. Guck einfach mal da vorbei, meistens kannst du auf den jeweiligen Seiten eine „Bitte an den Koch“ in der Landessprache downloaden und ausdrucken, um diese in Restaurants vorzuzeigen.
Soll es einmal etwas weiter weg gehen, wie z.B. in die USA oder nach Asien, so sind das meistens Reisen, die über einen längeren Zeitraum gehen. Gerade für diese Regionen kann es sehr sinnvoll sein, sich einen größeren Vorrat an glutenfreien Lebensmitteln mitzunehmen. Das kann entweder passieren, indem du bereits vor der Reise ein Päckchen mit den glutenfreien Sachen in die Unterkunft schicken lässt oder indem du einen weiteren Lebensmittelkoffer mitnimmst. Doch Achtung! Bei einer großen Masse an Lebensmitteln kann es zu Problemen mit dem Zoll kommen. Meine Ernährungsberaterin wies mich darauf hin, dass man sich problemlos ein Attest ausstellen lassen kann, welches den notwenigen Lebensmittelimport bestätigt.
Ich selbst habe nach meiner Zöliakie-Diagnose zwei Auslandsaufenthalte erlebt, dessen Erfahrungen ich gerne hier teilen möchte. Wenn es dich also interessiert, wie die Lage in Kroatien oder den Niederanden ist, dann bleib dran!
KROATIEN
Im Sommer 2020 fuhr ich mit meinem Freund nach Kroatien. Wir waren auf einer kleinen Insel, genauer gesagt im kleinen Örtchen Veli Lošinj. Die Reise war nicht lange geplant und wir waren auch nicht in einem Hotel, sondern einer kleinen niedlichen Ferienwohnung.
Ich war also mit meiner Zöliakie auf mich allein gestellt. Im Vorfeld las ich schon in etlichen Reise-Blogs, dass die Krankheit nicht sehr verbreitet in dem Land ist. Nur einer von 4000 (!) Menschen leidet dort an Zöliakie. Dazu kommt, dass Betroffene über die Krankenkassen glutenfreies Mehl gestellt bekommen, um ihren Alltag selbst zu meistern. Die wichtigsten Informationen bekam ich über die kroatische Zöliakie-Gesellschaft, von der ich auch die „Bitte an den Koch“ in kroatischer Sprache ausgedruckt habe, um sie in Restaurants vorzuzeigen.
Ich hatte den Eindruck, dass die Kellner und Köche schon etwas mit dem Begriff „Gluten“ anfangen konnten, zumindest konnten sie mir Fragen beantworten und berieten mich, welche Menü-Teile wir besser weglassen oder austauschen. Gerade in Touristen-Orten wird die Speisekarte meistens in mehreren Sprachen angeboten und auch der Service ist auf internationale Gäste sprachenmäßig eingestellt. Zudem gibt es auch eine ganze Menge an National-Gerichten, welche von Natur aus glutenfrei sind. Dazu gehören z.B. viele Fleischgerichte wie Ćevapčići (Achtung – einige können auch mit Semmelbröseln zubereitet werden!), Scampi, Mangold-Kartoffeln oder der rote Djuvec-Reis. Somit konnte ich immer abwechslungsreiche Gerichte in den Restaurants essen.
Für die restlichen Mahlzeiten, welche nicht in Restaurants gegessen wurden, war ich bestens vorbereitet. Da wir mit dem Auto unterwegs waren, konnte ich genügend glutenfreie Lebensmittel aus Deutschland mitnehmen, um die ganze Reise lang auszukommen. Dazu gehörte Brot, Brötchen, Reiswaffeln, Nudeln, Kekse und Snacks. In dem kleinen Konsum im Örtchen fand ich, bis auf Reiswaffeln, keine glutenfreien Lebensmittel. Doch nach etwa 7 Autominuten gab es 2 größere Supermärkte, in denen es auch eine Ecke mit Schär-Produkten gab. Die Verpackungen waren allerdings kleiner als in Deutschland, der Preis jedoch gleich. Allerdings habe ich in der Vorbereitung auf meinen Urlaub auch gelesen, dass man in Touristenhochburgen wie Zagreb, Dubrovnik oder Zadar, wahrscheinlich einfacher glutenfreie Lebensmittel bekommen kann und das Angebot da auch deutlich höher ist.
NIEDERLANDE
Im September 2020 hatte ich wie jedes Jahr Geburtstag. In diesem Jahr verbrachte ich diesen Tag mit meinem Freund in Holland. Genauer gesagt in Amsterdam.
Aufgrund der Pandemie-Lage buchten wir unser Hotel („ibis Styles Amsterdam Amstel“) erst einen Tag vor unserer Anreise. Beim Check-In informierte ich die Mitarbeiter über meine Zöliakie und fragte nach einem glutenfreien Frühstück, welches ich auch ohne Probleme an den beiden Tagen unseres Aufenthaltes bekam. Statt einem Brötchen und Croissant wie mein Freund, bekam ich 4 Scheiben glutenfreies Brot und auch den Keks ließen sie bei mir weg. Ich hatte mich im Vorfeld wieder informiert, wie die Lage in Holland sein wird und wusste daher schon, dass es einfacher werden würde als in Kroatien. Ich hatte, bis auf die obligatorischen Reiswaffeln, gar keine Lebensmittel als Reserve dabei, was ich zu keinem Zeitpunkt bereute. Die Menschen kannten sich alle sehr gut aus und wussten etwas mit dem Begriff „Zöliakie“ anzufangen. Da meine Niederländisch-Kenntnisse nicht so gut sind, konnte ich alles problemlos auf Englisch klären. In jedem Supermarkt gab es glutenfreie Lebensmittel und oft gab es auch ein größeres Angebot, als in Deutschland.
Viele Restaurants boten direkt glutenfreie Speisen und Speisekarten an oder hatten Möglichkeiten glutenfreie Alternativen aus den Gerichten zu machen. Damit habe ich beispielsweise bei Vapiano gute Erfahrungen gemacht. Des Weiteren gibt es in Holland eine Bagel-Kette mit dem Namen „Bagels & Beans“, welche glutenfreie Bagel in der Speisekarte hatten. Bei der Bestellung fragten sie auch, ob es sich um Zöliakie handelt und achteten daraufhin auf die kontaminationsfreie Zubereitung. Meine beiden Highlights waren das „Pancakes!“, eine Pancake-Kette in Amsterdam, und die Pizzeria „De Italiaan“. Bei beiden Lokalen wurde die Möglichkeit, die Gerichte auch glutenfrei zuzubereiten, beworben. Die Pizzeria konnte sogar mit glutenfreiem Bier punkten!
Am letzten Tag machten wir noch einen Abstecher nach Den Haag/ Scheveningen. Auch dort aß ich wieder eine Bagel bei Bagels & Bean, die ich übrigens wirklich empfehlen kann! In den Haag erledigten wir auch einen größeren Einkauf (im Albert Heijn XL), um wie immer holländische Dinge, wie Hagelslag (die berühmten Streusel) und Vla nach Deutschland zu importieren. Gleichzeitig deckte ich mich mit allen möglichen glutenfreien Lebensmitteln ein. Ich habe mich besonders über glutenfreie Stroopwafels und mit Schokolade überzogenen Windbeutel („Bossche Bollen“) gefreut. Es war ein Paradies für mich!
Unser Abendessen wollten wir auf der Rückfahrt essen. Ich hatte bei meiner Recherche gelesen, dass es in einigen McDonalds-Filialen in den Niederlanden glutenfreie Burger gibt. Ich habe auch schon vor meiner Diagnose sehr wenig bei solchen Ketten gegessen, aber das wollte ich ausprobieren. Und tatsächlich fand ich die glutenfreien Burger leckerer, als ich die glutenhaltigen in Erinnerung hatte. Zudem konnte man dort die glutenfreien Burger ohne Aufpreis bestellen.
Alles in einem habe ich mich in den Niederlanden mit meiner Krankheit sehr gut aufgehoben gefühlt. Zöliakie war überall ein Begriff und das glutenfreie Angebot ist riesig! Da ich dieses Land und die Menschen dort sowieso liebe, wird das nicht mein letzter Ausflug dahin gewesen sein und ich kann es Zöliakie-Betroffenen nur empfehlen!